
Die Altstadt von Biberach wurde in den vergangen Jahrzehnten hochwertig saniert. Das Ziel war dabei, die öffentlichen und die privaten Bauherrn zu überzeugen Lösungen zu suchen, die das historische Erbe und das zeitgenössische Gestalten in überzeugender Weise zu einem schlüssigenGesamtbild zusammenzuführen. Foto: LandLuft
Institutionalisiertes Engagement
Biberach an der Riß
Baden-Württemberg
Biberach an der Riß ist eine überdurchschnittlich stark wachsende, oberschwäbische Kreisstadt mit historischem Stadtkern und klar strukturierter Handels,- Siedlungs-, Industrie- und Gewerbegebietsentwicklung. Sie liegt zwar in einem sehr ländlich geprägten Umland, ist aber ein prosperierendes Zentrum und verfügt über ein erstaunlich vielfältiges Bildungsangebot und ein großes Angebot an Arbeitsplätzen im industriellen Bereich.
Seit Mitte der 1990er Jahre werden strategische Ziele im Stadtentwicklungskonzept 2050 formuliert. Darin ist als eines der wesentlichen Ziele festgehalten, von der Altstadt aus die gesamte Stadt in Teilgebieten zu sanieren und weiterzuentwickeln. Vor allem im historischen Kern gibt es eine enorme Dichte an hochwertig gestalteten Freiräumen, innovativen Sanierungen, Um- und Neubauten. Dass dies gelungen ist, hängt vor allem mit der Einrichtung eines eigenen Gestaltungsbeirats zusammen, denn mit einer Gestaltungssatzung alleine hätte wohl kaum die gewünschte städteplanerische und architektonische Qualität erzielt werden können. Auch in den anderen Stadtvierteln gibt es mehrere kommunale und private Bauprojekte von überdurchschnittlicher Qualität, allerdings in weit geringerer Dichte als in der Altstadt.
Um die Bürgerinnen und Bürger für Baukultur zu sensibilisieren, investiert die Stadt sehr viel Energie in Information und Öffentlichkeitsarbeit: Etwa wurde ein Online-Architekturführer erstellt, der auf interessante Bauprojekte im gesamten Stadtgebiet aufmerksam macht. Es gibt Architekturrundgänge, immer wieder Kooperationen mit Bildungseinrichtungen und so genannte „Schau(bau)stellen“, die aktuelle Projekte der Öffentlichkeit präsentieren. Um die Qualität der privaten Bautätigkeit in den Einfamilienhausgebieten zu verbessern, wurde 2007 eine Architekturmesse veranstaltet. Dabei wurden 20 Architekturbüros der Region angefragt, Entwürfe für das 35 Hektar große Neubaugebiet Talfeld zu erstellen. Bauwerberinnen und Bauwerber, die sich für einen dieser Entwürfe entschieden, wurden bei der Zuteilung der Grundstücke bevorzugt.
Vor allem dem Engagement der handelnden Personen aus der Bauverwaltung ist es zu verdanken, dass in vielen Projekten der hohe Qualitätsanspruch von den übergeordneten Strategien bis ins letzte Detail der baulichen Gestaltung durchgehalten wird. Die dabei geschaffenen Strukturen lassen eine Kontinuität der ambitionierten Bau- und Planungskultur auch in Zukunft erwarten.

Die Kinderkrippe im Neubaugebiet Talfeld ist eines der vielen gelungenen kommunalen Bauprojekte der Stadt. Als Verfahren wurde eine Mehrfachbeauftra-gung gewählt, aus der drei Vorentwürfe hervorgingen. Die Planung erfolgte in Zu-sammenarbeit mit dem Kindergartenträger, den Expertinnen der Kinderkrippe Mühlweg, sowie dem Gebäudemanagement und Hoch-bauamt der Stadt Biberach (Architektur: Johannes Kaufmann). Foto: Stadt Biberach