Vier-Ständer-Hallenhaus

Der Bautyp des Niedersächsischen Vier-Ständer-Hallenhauses zeigte sich als äußerst praktikabel für das vielfältige Umnutzungsprojekt. Die Halle wurde zum Wohnraum und die ehemaligen Wohnräume wurden als Büro umfunktioniert. Aus den Schweineställen wurden kleine Läden und Ateliers. Der großzügige Innenhof bietet einen Puffer zur relativ stark befahrenen Hauptstraße. Foto: LandLuft

Kaffeetrinken ist ein besonderes Problem auf dem Land

Leiferde

Niedersachsen

Das überschaubare Dorf Leiferde, gelegen im Städtedreieck Hannover, Braunschweig, Wolfsburg, besteht aus zwei sehr unterschiedlich geprägten Teilen: dem Altdorf und der Bahnhofssiedlung, die erst Ende des 19. Jahrhunderts entstand und nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Zuzug von Flüchtlingen aus den Ostgebieten großflächig erweitert wurde. Durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft fielen zahlreiche der Wirtschaftsbauten im Altdorf ganz leer oder werden nur noch zu einem geringen Teil genützt. Viele wurden aber auch zu reinen Wohnhäusern umgebaut.

Einer der bereits von Verfall betroffenen Höfe wurde von Sabine Wyrwoll (Bauingenieurin) und Claudia Klement (Architektin) schrittweise saniert und ist heute nicht nur Büro und Wohnhaus, sondern auch ein lebendiger soziokultureller Treffpunkt und Marktplatz für regionale Produkte. Insbesondere Seniorinnen und Senioren nutzen die niederschwelligen Angebote gerne zum Kaffeetreff, woran die Initiatorinnen anfangs eigentlich gar nicht gedacht hatten.

Die beiden Frauen betreiben das Planungsbüro althaus-konzept, das unter anderem Sanierungsberatung anbietet. „Der Neubeginn als selbstständige Architektin und noch dazu auf dem Land war natürlich schon ein Wagnis, doch wir beide hatten ein großes Interesse an der Erhaltung alter Bausubstanz und der denkmalgerechten Sanierung. Und da war der Standort mitten im Dorfkern genau richtig,“ erklärt Claudia Klement.

Gemeinsam haben Claudia Klement und Sabine Wyrwoll auch das als Verein organisierte Frauenwirtschaftsprojekt Markthof e.V. ins Leben gerufen. Ein Auslöser für das Projekt war, dass in der Region die stark männlich dominierte Autoindustrie der größte Arbeitgeber ist und es für Frauen beruflich kaum Entwicklungsmöglichkeiten gibt, insbesondere in den Dörfern. Vorbild war u.a. die „Weiberwirtschaft“ in Berlin; die Initiatorinnen stellten sich die Frage, ob solche von Frauen getragenen Netzwerke und UnternehmerInnen-Zentren auch in einer ländlichen Gemeinde funktionieren können. Derzeit besteht der Verein aus 18 Mitgliedern, es gibt es einen von mehreren Frauen abwechselnd betreuten Laden mit Kunsthandwerksprodukten, eine Glaswerkstatt und ein Geschäft mit Alpaca-Mode. Für die meisten Mieterinnen ist die Selbständigkeit allerdings nur ein Nebenverdienst.

Die ursprüngliche Idee war, das Projekt auf weitere Orte in der Region auszudehnen. „Unser Landkreis besteht aus circa 100 Dörfern und wir könnten uns durchaus vorstellen, dass es weitere zehn solcher Höfe gäbe. Bisher ist es aber noch nicht gelungen, die Idee den Gemeinden schmackhaft zu machen,“ so Sabine Wyrwoll. „Ein stärkerer Rückhalt in der Gemeinde würde die Initiierung allerdings sehr erleichtern, denn so ein Projekt am Leben zu erhalten, stetig weiterzuentwickeln und zu betreuen, bedeutet einen hohen Zeitaufwand und viel Eigeninitiative.“

 

Scheune

Die Scheune mit dem mehrere Meter breiten Vordach wurde mit einer Küche und mit Sanitärräumen ausgestattet. Die Räumlichkeiten werden auf vielfältige Weise als Kulturraum genützt und können auch von anderen für Kurse, Workshops und Feste angemietet werden. Fotos: LandLuft