Lange Gan

Der sogenannte „Lange Gang“, die ehemalige Kornkammer, dient heute als Jugendbildungshaus mit Unterkünften, Werkstätten und Seminarräumen. Der Fachwerkbau wurde mit einer feingliedrigen Holzfassade verkleidet. (Architektur: bauhütte volkenroda) Foto: LandLuft

Auferstehung aus Ruinen

Volkenroda

Thüringen

Wer heute durch das in Stahl, Holz und Glas erneuerte Ensemble des ehemaligen Zisterzienserklosters Volkenroda spaziert, kann sich kaum vorstellen, dass es sich noch vor weniger als zwanzig Jahren um ein völlig vergessenes und von Verfall betroffenes Dorf handelte. Die ungewöhnliche Entwicklung, die Volkenroda in den letzten Jahrzehnten erfahren hat, hätte dem Ort eigentlich niemand mehr zugetraut. Während der Umbruch 1989/90 den wirtschaftlichen Niedergang vieler Städte und Dörfer noch beschleunigte und in eine Welle der Abwanderung mündete, konnte Volkenroda von der damaligen Aufbruchsstimmung profitieren. Es wurden erste Förderungen bewilligt, um mit der Notsicherung des Klosterruine beginnen zu können und es gab es von mehreren Seiten Zustimmung, einen möglichen Wiederaufbau zu unterstützen.

Ohne den hartnäckigen Einsatz von Ulrike Köhler, die seit 1978 in Volkenroda lebt, wäre die Ruine vermutlich auch nach der Wiedervereinigung dem Verfall preisgegeben geblieben und auch die prekäre Situation im Dorf hätte sich möglicherweise kaum verändert. Ulrike Köhler entschied, trotz der ökonomisch schwierigen Perspektiven zu bleiben und sich für die Entwicklung ihres Dorfes einzusetzen. Nach langer Suche nach einem Nutzungskonzept für das ehemalige Kloster konnte die Gemeinde die aus Gnadenthal stammende Jesus-Bruderschaft dafür begeistern, in Volkenroda einen neuen Standort zu errichten. Besonders in der Anfangszeit gab es zwar auch viele Vorbehalte gegenüber der aus dem Westen kommenden Gemeinschaft, doch mittlerweile hat sich der nur 180 Einwohner zählende kleine Ortsteil der Gemeinde Körner nicht nur, was den demographischen Wandel betrifft, stabilisiert, sondern ist auch baukulturell aufgeblüht.

Beeindruckend ist der hohe Qualitätsanspruch, der bei der architektonischen Gestaltung an den Tag gelegt wurde. Ein Glücksfall dabei war, dass der Architekt Bernward Paulick das Abenteuer annahm, mit seiner Familie nach Volkenroda zu ziehen, um den Wiederaufbau vor Ort zu leiten. „Vieles mache ich nicht als Architekt, sondern weil es mein Ort ist“, sagt er heute über seine Arbeit. 1998 gründete er mit der bauhütte volkenroda sein eigenes Architekturbüro, das bereits mehrere gelungene Um- und Neubauten sowohl in der Gemeinde als auch in der Region realisiert hat. Zu den Projekten im Dorf gehören u.a. der Lehrbauernhof, die Jugenscheune mit dem Raum der Stille in Stampflehmbau, mehrere Wohnbauten und der Umbau der ehemaligen Kornkammer zu einem Jugendbildungshaus.

Christus-Pavillon

Der Christus-Pavillon ist wohl der prominenteste Neubau des Ortes. Er wurde für die Expo 2000 in Hannover errichtet, in seine Einzelelemente zerlegt und in Volkenroda wiederaufgebaut. Er wird nicht nur für Gottesdienste sondern auch für Konzerte und andere kulturelle Veranstal-tungen genützt. (Planung: Gerkan, Marg und Partner, Joachim Zais; Umsetzung: bauhütte volkenroda) Fotos: LandLuft