Siedlung am Schmiedberg

Die zwischen 2003 und 2006 entstandene Siedlung am Schmiedberg ist ein Projekt, wo versucht wurde, ein Einfamilienhausgebiet als Ensemble zu entwerfen. Der Bebauungsplan bzw. einzelne der fünf realisierten Bauten stammen von Matthias Reichenbach-Klinke in Zusammenarbeit mit Schranner Architekten. Das abgebildete Haus wurde von Florian Nagler geplant. Foto: Florian Nagler

Besser ein Jahr länger planen als Fehler bauen!

Weyarn

Bayern

Die aus 21 Ortsteilen bestehende Gemeinde Weyarn befindet sich in privilegierter Lage zwischen der Großstadt München im Norden und den Alpen im Süden und liegt somit in einer der begehrtesten Zonen des Alpenraums. Doch auch wenn die rege Bautätigkeit der lezten Jahrzehnte die räumlichen Strukturen sehr verändert hat, ist der Großteil der Dörfer noch stark agrarisch geprägt.

Seit Anfang der 1990er Jahre arbeitet man mit Bürgerbeteiligung; mehrere hundert Bürgerinnen und Bürger der insgesamt ca. 3.400 Einwohner zählenden Gemeinde sind in Arbeitskreisen und Vereinen aktiv und somit intensiv in die Gemeindeentwicklung involviert. Dabei werden nicht nur konkrete Projekte umgesetzt, sondern auch komplexe Fragen gestellt: Wie hält man den Bedarf der Baulanderweiterung und den Schutz der Kulturlandschaft in Balance? Wie lässt sich Bodenspekulation verhindern? Was und wie wird konkret gebaut?

Eine Besonderheit in der Weyarner Bürgerbeteiligung ist, dass sie eine eigene Koordinationsstelle eingerichtet hat, die zwischen den Arbeitskreisen, dem Bürgermeister und dem Gemeinderat vermittelt. „Man muss sich in das ‚Ticken’ des Gemeindelebens einfügen und versuchen, allen möglichst gleichberechtigt zu begegnen“, so die ehemalige Koordinatorin Theresia Benda über die oft nicht einfache Aufgabe.

Abgesehen von der Bürgerbeteiligung bekam Weyarn in den letzten Jahren auch wegen seiner eigenwilligen und konsequenten Bodenpolitik sehr viel Aufmerksamkeit. Seit etwa Mitte der 1980er Jahre versucht die Gemeinde landwirtschaftliche Flächen zu erwerben, um sie als Tauschflächen für ortsnahe Lagen, Ansiedlung von kleinen Gewerbebetrieben oder Schaffung von bezahlbarem Wohnraum zu nutzen. Als Jurist beschäftigte sich Bürgermeister Michael Pelzer mit der Geschichte von Boden- und Landnutzungsrechten und er entwickelte für Weyarn ein Einheimischenmodell im Erbbaurecht. Bisher haben etwa 40 Familien Häuser im Erbbaurecht bezogen und auch einige Betriebe stehen auf Erbbaurechtsgrundstücken.

Man scheut sich in Weyarn nicht davor, Expertinnen und Experten sowohl aus den Planungsdisziplinen als auch aus den Sozial- und Geisteswissenschaften in die Planungsprozesse zu integrieren. Es wurden verlässliche Strukturen entwickelt, an die man sich auch konsequent hält. Gleichzeitig sind diese aber auch nicht allzu verfestigt, werden regelmäßig hinterfragt, immer wieder justiert und weiterentwickelt. Es bleibt Spielraum die inneren Widersprüche zu thematisieren und das Beste daraus zu machen.

Klostervorplatzes

Die Neugestaltung des südlichen und nördlichen Klostervorplatzes war eines der Projekte, die im Rahmen der Dorferneuerung realisiert wurden. Die Umsetzung erfolgte in Beteiligung des Arbeitskreises „Verkehr & Ortsbild“. Fotos: LandLuft